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„Das Projekt hat enorm viele Vorteile“
Joel Kojma (16) aus dem schlesischen Wisła hat das Internationale Finale 2021 gewonnen. Für „Jugend debattiert“ will er sich auch in Zukunft einsetzen
Herzlichen Glückwunsch zum Sieg beim XV. Internationalen Finale von „Jugend debattiert in Mittel-, Ost- und Südosteuropa“. Was bedeutet dir dieser Erfolg?
Ich habe mich riesig darüber gefreut, auch weil sich die ganze Arbeit, die ich in das Projekt gesteckt habe, ausgezahlt hat. Es ist ein tolles Gefühl zu wissen, dass ich mich schon so gut auf Deutsch verständigen – und debattieren kann. Der Sieg hat mir gezeigt: Wenn man sich ein Ziel setzt und hart dafür arbeitet, kann man wirklich eine Menge erreichen.
Mit welchen Erwartungen bist du in die Internationale Finalwoche gegangen?
Wenn man an einem Wettbewerb teilnimmt, will man natürlich gewinnen. Aber nachdem ich meine Mitdebattant:innen kennengelernt habe – die waren übelst gut –, war ich schon froh, wenn ich es überhaupt ins Halbfinale schaffe. Das Finale war dann so ein Traum.
Und dieser Traum hat sich mehr als erfüllt. Wie hast du dich auf die finalen Debatten vorbereitet?
Sehr intensiv. Ich habe viel im Internet recherchiert, oft mit meiner Deutschlehrerin Frau Sobota geübt und diskutiert, mitunter bis zu dreimal in der Woche, aber die Themen auch online mit Frau Seybold aus Stuttgart besprochen. Ich bin auch ihr sehr dankbar, dass sie mir so viel geholfen und Zeit gewidmet hat. Am meisten Unterstützung habe ich aber von Gott bekommen. Er hat mir all die Talente gegeben, aber auch Kraft und Mut, sie zu entwickeln. Wenn etwas gut gelingt, nennen es viele Glück. Für mich ist es Gottes Segen.
Wie bist du auf das Projekt aufmerksam geworden?
Meine Deutschlehrerin hatte mich darauf hingewiesen. Ich dachte mir so: „Warum nicht. Man sollte immer neue Sachen im Leben ausprobieren.“ Und wenn ich dabei noch meine Deutschkenntnisse verbessern kann, aber auf eine interessantere Art als im Unterricht, und außerdem neue Menschen kennenlernen kann, dann ist das doch eine sehr gute Sache.
Und was sagst du im Rückblick? Was hat dir die Teilnahme an „Jugend debattiert“ gebracht?
Erstens konnte ich meine Deutschkenntnisse wirklich sehr verbessern. Man liest, hört und spricht Deutsch fast rund um die Uhr. Dadurch erzielt man in kürzester Zeit große Fortschritte. Zweitens habe ich mir sehr viel Wissen angeeignet. Wenn man sich mit den Themen beschäftigt, merkt man auch, wie gut man sich im Internet informieren und sogar zu einem „kleinen Experten“ werden kann. Und drittens habe ich gelernt, kultiviert und sachlich zu diskutieren. Außerdem lernt man Menschen aus ganz Europa kennen, manche Kontakte bleiben sicher bestehen. Der Wettbewerb hat also enorm viele Vorteile und ich kann ihn anderen Jugendlichen nur weiterempfehlen.
In der Finalwoche habt ihr über eine stärkere Besteuerung zuckerhaltiger Getränke, über E-Sport, ein Umweltpfand für elektronische Geräte und die Beschränkung der Amtszeit für Regierungschefs debattiert. Welches Thema hat dich besonders interessiert?
Die Zuckersteuer auf Softdrinks. Nach meinen Recherchen achte ich jetzt selbst viel mehr auf meinen Zuckerkonsum und versuche, ihn ständig zu reduzieren. „Jugend debattiert“ schärfte also mein Bewusstsein für dieses Thema.
Wie wichtig ist allgemein das Interesse an einem Thema?
Ich glaube, für die Debatte ist das schon wichtig. Es fällt einem dann leichter, sich auf das Thema vorzubereiten und darüber zu debattieren.
Wie sieht es mit der Nervosität aus? Beim Landesfinale in Polen habt ihr sogar „offline“ debattiert … Ist man bei solchen Debatten, gerade auch beim Internationalen Finale, nicht extrem aufgeregt?
Das kommt wohl auf den Charakter an. Ich persönlich war zum Beispiel aufgeregt, nicht extrem, aber ich habe die Anspannung schon gespürt – allerdings nur vor den Debatten. Kurz nachdem die Debatte anfing, war meine Nervosität wie weggeblasen, ich war ruhig und voll bei der Sache.
In deiner Videobotschaft vor der Finalwoche (abrufbar über Facebook und Instagram), meintest du, dass du erst seit vier Jahren Deutsch in der Schule lernst, die Sprache aber schon viel länger sprichst. Wie kommt’s?
Meine Mutter hat mir schon von klein auf Deutsch beigebracht. Außerdem habe ich mich mit meinem Cousin ausschließlich auf Deutsch verständigt. Mir gefällt die Sprache einfach. Alles was Deutsch klingt, klingt gut. Ich will deshalb weiter lernen und meinen Wortschatz erweitern.
Willst du dich in Zukunft auch als Alumnus bei „Jugend debattiert“ einbringen?
Ich finde, man sollte so ein Projekt unbedingt unterstützen. Auch dass man die Möglichkeit hat, daran weiter teilzunehmen, sozusagen „von der anderen Seite“, finde ich toll. Wenn es die Zeit hergibt, werde ich mich ganz bestimmt für das Projekt engagieren.
Was willst du nach der Schule machen? Wo siehst du dich in zehn Jahren?
Das möchte ich selbst wissen. Ich will natürlich studieren. Aber wo oder was, weiß ich noch nicht. Ich interessiere mich sehr für Mathematik, vielleicht mache ich etwas in dieser Richtung.
